Zwischen blöd und doof!

Hotte-Hü war gestern noch immer happy und zufrieden mit seinen Hufschuhen. Wir hatten am Sonntag immer wieder starke Schauer und Hotte stand auf der Weide. Dementsprechend waren die Schuhe vollgelaufen und das Horn hat sich aufgeweicht, dass ist nicht ideal, weil feuchtes Horn reibt sich schneller ab.

Ich habe also im Stall die Schuhe abgemacht und zum austrocknen aufgestellt. Nur nach 90min rumtrödeln waren die Schuhe nicht halb so trocken wie ich es gern hätte = BLÖD!
Also hab ich beschlossen, die Schuhe bleiben unten, ich fahre zum Abendessen und komme in 2h wieder und mach die Schuhe drauf. Hotte scheint ja rundum happy und die Füsschen tun kein "Mü" weh.

Ich bin nach 2h zurück in den Stall und Hotte stand ganz im tiefen Stroh und versucht die Hufe zu entlasten = DOOF. Somit wissen wir, 3,5h ohne Schuhe ist noch definitiv zu viel. Die Hufe waren auch warm und sobald der erste Schuhe drauf war, hat er sichtlich erleichtert angefangen abzukauen!

Ich weiss jetzt, dass es richtig ist, wenn wir ganz langsam machen. Gestern hatten nämlich schon einige im Stall den Eindruck, "den kannst Du wieder normal reiten, der merkt das gar nicht"!

und los geht es....

Samstag morgen war es soweit. Die Huforthopädin (zukünftig nur noch HO) sollte kommen um die Eisen abzunehmen. Als ich Hotte von der Weide holte bot sich dieses Bild:

Schon wieder Wand ausgebrochen. Das ist nicht ideal, weil jede Schwächung der Wand uns die Umstellung erschwert, aber auf der anderen Seite ein gutes Zeichen, dass wir etwas mit den Hufen machen müssen.

Wer sich nun fragt, warum der Schmied nicht die Eisen abnahm, dass ist leicht erklärt. Um das Huf zu schonen, wurde Nagel für Nagel langsam und vorsichtig gelöst und rausgezogen. Den meisten Hufschmieden ist das zu umständlich und das Eisen kommt einfach runter, resp. es werden die Nägel gelöst und dann gerissen.........

Ein weiterer Vorteil ist, dass die HO sofort als erste am Huf ist und somit auch die Erstbehandlung machen kann. So sah unser Huf nach der ersten Behandlung aus. Wichtig ist hier, dass sowenig Material wie möglich entfernt wird, weil nun vieles ausbrechen und wegbrechen wird durch die ungewohnte Belastung.

Zurzeit hat Hotte 22h diese Schuhe an und läuft damit völlig zufrieden und happy rum. Die Equine Fusion Jogging Shoes (so ein blöder Name) haben eine sehr flexible Sohle und dämpfen dennoch gut. Somit "spürt" er nun jedes Steinchen, aber nicht so stark wie ohne Schuhe. Stellt es Euch vor, wie wenn ihr Turnschuhe mit ganz dünner Sohle anhabt. Selbst die SB (Stallbesitzerin) war SEHR erstaunt, dass die Schuhe nach 1 Nacht noch sassen wie frisch angezogen.

Am Samstag hab ich ihm die Schuhe für das Putzen etc. ausgezogen, damit die Hufe austrocknen. Danach haben 30 min. auf dem Sandplatz etwas Zirkuslektionen gelernt - als Kopfarbeit, wenn die Füsse nicht wirklich belastbar sind und die Schuhe wieder angezogen.

Hotte zieht die Eisen ab....

Ich habe mich entschlossen, dass mein 20j. Pferdchen langsam auf Barhuf umgestellt werden sollen. Hotte hatte einen schwierigen Frühling und jeden 2. Tage Probleme mit den Beinen. Dies hat mir vor Augen geführt, dass unsere aktive Zeit doch sehr begrenzt ist.

Das Pferdchen hat eine Sportkarriere hinter sich, die sehr gelenkabnutzend ist und eigentlich sind alle erstaunt, dass er sich so toll bewegt. Ich habe in den letzten 8 Wochen 4 Bücher zum Thema gelesen, etliche Online-Foren durchforstet und Homepages gelesen. Das ganze in deutscher und englischer Sprache.

Meine Beweggründe sind vielfältig und ich möchte nur ein paar hier aufführen:

• Hotte hat eine sportlich anspruchsvolle Karierre (nicht mit mir) und somit etliche Beschwerden in allen Hinterhandgelenken
• Hotte hat aufgrund der Abnützungen nicht ewig viel Zeit in der er ohne Schmerzen leben kann. Ich finde es nicht sonderlich fair, dass ich erst dann zur Umstellung schreite, wenn er eh schon Schmerzen hat und nicht mehr so flexibel und beweglich ist 
• Die Ausritte werden tendenziell nur noch kürzer und da fragt man sich, lohnt es sich für 60min. Reiten 24h Eisen zu tragen? Ich bin ja auch froh, wenn ich meine Reitstiefel abends ausziehen kann
• es erscheint mir natürlich und richtig; die Zeit ist einfach reif

Was ist mein Ziel?
Ich erhoffe mir, dass er durch die bessere Durchblutung des Beines und der wegfallenden Schläge auf die Gelenke durch die Eisen 1-2 Jahre bessere Beweglichkeit schenken zu können. Wir einen geeigneten Hufschutz finden, mit welchem wir beide glücklich und zufrieden sind.

Es ist für mich wichtig, dass die Umstellung schmerzfrei für das Pferd verläuft, denn der arme Kerl hat schon genug in seinem Leben erlitten. Somit wird er die ersten Tage mit vollem Hufschutz rumstehen und sich daran gewöhnen, dass die Beine sich anders anfühlen. Als ehemaliger Spitzensportler kam er im zarten Alter von ca. 1 Jahr bereits die ersten Eisen aufgenagelt. Wie fühlt man sich, wenn man nach 19 Jahren zum ersten Mal barfuss barhuf ist??

Morgen ist der Tag, an dem die Eisen hinten fallen. Man sagt, dass die Hinterhand tendenziell einfacher ist. Wir können also hinten Erfahrung sammeln und wenn alles so läuft, wie geplant, dann wird im Frühling 2013 die Vorhand auch umgestellt.

Ich habe in meiner Recherchezeit unheimlich viel und gerne Erfahrungsberichte von anderen gelesen und hoffe, dass dieses Blog auch einigen helfen kann ihr Wissen zu erweitern. Ich bin jedoch weit davon entfernt eine Koriväe zu sein :-)